Mein Hintergrund:
Studiendirektor i.R., Diplomkaufmann, Autor
Jahrgang 1942, Ausbildung zum Industriekaufmann in Ulm-Donau 1961, Studium der Wirtschaftswissenschaften in Tübingen, München und Nürnberg, Unterricht in der beruflichen Erwachsenenbildung, nach der Pensionierung Dozent für das Fach Deutsch zum Erwerb des Fachabiturs in verschiedenen Einrichtungen.
2010 verfasste Udo Käßmaier „Die Geschichte der Rudolf-Diesel-Fachschule“. Ein Einblick in die Geschichte des beruflichen Schulwesens der Stadt Nürnberg seit 1870 (45 Seiten mit vielen historischen Dokumenten).
2022 Veröffentlichung von „Casablanca – Das Haus der Rebellen und Chaoten“, eine dokumentarische Erzählung über ein in Nürnberg bekanntes Haus mit vielerlei soziokulturellen Einrichtungen und Geschehnissen im Lauf der letzten 50 Jahre. Der Autor bewohnt dieses Haus seit 1972.
2023 Veröffentlichung von „Kriegskinder 1945 im Kloster Wiblingen“. Der Autor beschreibt hier seine Kindheit in der Nachkriegszeit.
Udo Käßmaier lebt seit 50 Jahren in einem Haus der alternativen Soziokultur in Nürnberg.
Darüber hat er ein Buch geschrieben.
Kinos, Kneipen, Kleinkunst, Begegnungen in
„der Perle der Südstadt“.
„Kinos, Kneipen, Kleinkunst: Das Casablanca in der Nürnberger Südstadt ist seit 50 Jahren eine Herzkammer alternativer Soziokultur. […] 1972 gründeten drei 68er-bewegte Familien samt sechs Kindern […] eine Wohngemeinschaft. Was als Gegenentwurf zur Kleinfamilie gedacht war, erwies sich bald als Utopie – als Utopie, die Geschichte schrieb. Eine Geschichte, die Udo Käßmaier […] hintergründig und augenzwinkernd erzählt. […] Die Soziokultur, sie lebt!“
aus „Nürnberg Heute“ Nr.112
Es begann mit einem Kinderladen
Auszug aus dem Buch:
Kinderladen Insel Schütt 1970
In den Elterndiskussionen kam man bald zu der Erkenntnis, dass ein Haupthindernis für eine repressionsfreie Kindererziehung in den Strukturen der herkömmlichen bürgerlichen Kleinfamilie liege.
Neue Lebenskonzepte für Kinder und Eltern würden sich am ehesten verwirklichen lassen, wenn man sich nicht nur sporadisch begegnete, sondern auch miteinander wohnen könnte. Die Idee einer großen Wohngemeinschaft für Eltern und Kinder in einem Haus war geboren, die stückweise Auflösung der Kleinfamilien das Ziel. […]
Am 23. Juni 1972 war es soweit: Drei Elternpaare aus dem Kinderladen „Insel Schütt“ unterzeichneten den Kaufvertrag für das Gebäude Brosamerstraße 12. Das erklärte Ziel war, für Eltern und Kinder eine große Wohngemeinschaft zu schaffen. Die Kinder nahmen den Hof, in dem heute Casablanca-Gäste ihr Bier trinken, sofort als neue Spielwiese in Besitz.
Die Kinderläden waren ein Produkt der 68er Studentenbewegung und der daraus folgenden Kulturrevolution in der Bundesrepublik. Unter den jungen „68ern“ gab es schließlich auch Eltern, was unter Student*innen damals zwar eher selten, aber nicht ganz ungewöhnlich war. Viele dieser studentischen Eltern weigerten sich, ihre Babys in der damals üblichen autoritären Form für Gott, Kirche und Vaterland in den Kindergärten erziehen zu lassen. In der Nachkriegszeit war die Kinderpädagogik geprägt von den autoritären Erziehungsmethoden und -theorien der Nazizeit.
Deswegen nahmen die 68er die Sache selbst in die Hand, suchten sich geeignete – möglichst billige – Immobilien und gründeten „Kinderläden“. Der Name rührte daher, dass aufgelassene kleine Nachbarschaftsläden häufig günstig zu mieten waren, sie lagen im Erdgeschoss, gut erreichbar mit Kinderwägen, am besten noch in Uninähe. […]
Am 05. Mai 1970 gründete man den „Verein für Kinderpädagogik e.V.“, erweiterte die Elternschaft über die Studenten hinaus für Eltern, die sich für ihre Kinder ebenfalls eine freie, eine „antiautoritäre“ Erziehung wünschten. Vorbild und Pflichtlektüre war „Theorie und Praxis der antiautoritären Erziehung am Beispiel Summerhill“ von A.S. Neill.
So gründete sich der erste öffentliche Kinderladen in Nürnberg, der Kinderladen „Insel Schütt“, viele andere sollten folgen. Einige der Neugründungen schlüpften der Einfachheit halber mit unter das Dach des Trägervereins, so die Eltern vom Kobergerplatz und jene in der Hastverstraße. […]
Späterer Casablanca-Hof 1972
Auszug aus dem Buch:
Wir schreiben den 28. März 2009. Der Kino-Inhaber Wolfram Weber hat in seinen „Filmtips“ das Aus des 33 Jahre alten Casablanca-Kinos verkündet. Ab zwölf Uhr seien die Kinostühle zu verkaufen.
Ab „Zwölf Uhr mittags“ also – Gary Cooper sah im gleichnamigen Film seinem Schicksal tapfer entgegen - tummeln sich anlässlich der Kino-Schließung in der Brosamerstraße 12 der Nürnberger Südstadt und des Ausverkaufs seines Inventars viele Schnäppchenjäger und Neugierige. Journalisten recherchieren vor Ort und geben sich die Türklinken in die Hand. Menschen mit Schraubenziehern und Hämmern bewaffnet, betreten die Kinosäle und verlassen sie wieder mit ausgebauten Kinositzen, das Stück für 30 Euro. Ein Hauch von Wehmut und Trauer durchzieht die Räume des geschichtsträchtigen Casablanca. Es herrscht Endzeitstimmung.
Viele engagierte Köpfe und Hände würden erforderlich sein, um diese allseits geschätzte Location in Nürnberg zu retten.
Gary Cooper hätte allerdings ohne Grace Kellys Hilfe auch nicht überlebt. Cineasten wissen ja: „Do not forsake me o my darling!“
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“Mit Freude und Interesse habe ich das Buch gelesen. Schon die elegante Einführung: Eine geführte Tour vom Bahnhof nach Süden nimmt die LeserInnen gut mit! Ich finde den Text insgesamt auch spannend - die Hoffnung, dass es in Eurem Haus weiter geht mit Menschen und Kunst und Kultur und Politik und.... verlässt einen beim Lesen nicht! Die Sprache ist, wie ich finde, wertschätzend und klar. Auch die Bilder finde ich gut und passend.”
— Dr. Irene O.
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“Es ist so spannend geschrieben, dass ich als Wenigleser das Buch nicht aus der Hand legen konnte, es unverzüglich gelesen habe und so viel über eine andere Zeit, die ich in Karlsruhe, München, Hamburg und Bremen erlebt habe, erfahren konnte. Ich bin nicht nur vom Inhalt, sondern auch vom Schreibstil und der kritischen Offenheit angetan. Toll, und nochmals vielen Dank.”
— Otmar R.
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Ein tolles Buchprojekt! Es ist wirklich beeindruckend, was Du auf den Weg gebracht hast. Chapeau!
— Dr. Doris L.
Die ehemalige Kommune aus dem Kinderladen
„Das Casablanca-Kino ist eine Perle der Südstadt […] Aus den chaotischen Anfangszeiten der Hausgemeinschaft […] entwickelte sich das tak – Theater am Kopernikusplatz, später die Crêperie, das vereinsgetragene Kino, die Kneipe […]“
(aus „Curt Magazin“, Nürnberg)
168 Seiten, 140 Abbildungen, 25 €
Bartlmüllner Verlag, Nürnberg
ISBN 978-3-942953-87-0
„Udo Käßmaier ist bis heute einer der Bewohner des Hauses […] in dem sich seit den späten 60-er Jahren eine bunte Mischung von Menschen versammelte, die mit soziokulturellen Aktivitäten […] das kulturelle Klima der Stadt verändern wollte. Aus eigenen Erlebnissen und Fakten formte Käßmaier eine „dokumentarische Erzählung“, die einen profunden Einblick in die damalige Szene erlaubt. Das Buch ist nicht nur gespickt mit (privaten) Bildern, Zeitungsausschnitten und Dokumenten, es spannt auch den Bogen von chaotischen Anfängen zu einem bleibenden Engagement, das trotz aller Krisen bis heute Bestand hat.“
aus “sechs+sechzig“ Ausgabe 3/2022
„Kriegskinder 1945 im Kloster Wiblingen“
Auszug aus dem Buch:
Die Religionslehrerin Fräulein Merz war eine begnadete Erzählerin von biblischen Geschichten, die wir, vor allem wenn es Action gab, gerne anhörten […] Sie erzählte also eines Tages die Geschichte, wie die Jünger Jesu an Pfingsten relativ niedergeschlagen und verzweifelt nach seinem Tod zusammensaßen. […] Sie steigerte die Spannung: „Da erhob sich rund um den Versammlungsraum ein immer […] mächtigeres Brausen mit einem gewaltigen Sturm, der das ganze Haus umgab […] man verstand schon das eigene Wort nicht mehr.“ Ich spontan:“ Das war der Heilige Geist“. Sie springt erregt auf und ruft mit schriller Stimme: “Uto, woher weißt du das?“ (Sie nannte mich immer „Uto“ nach einem seliggesprochenen Abt) […] Mein Schweigen verstärkte bei ihr den Eindruck meiner transzendentalen Begabung.
— Bartlmüllner Verlag
ISBN 978-3-942953-92-4 (45 Seiten), 2. Auflage, 50 Seiten, Vkp 10 €
„Die Geschichte der Rudolf-Diesel-Fachschule“
Auszug aus dem Buch:
„Per aspera ad astra“ – auch wenn Latein nicht zu den vorrangigen Bildungsgütern der RDF zählt, so mag man den Spruch der Römer „auf rauen Wegen zu den Sternen“ oder freier „über die Mühen zum Erfolg“ doch für die hundertjährige Geschichte der RDF gerne in Anspruch nehmen.
Dies soll nicht nur gelten für engagierte Kolleginnen und Kollegen, die diese Erfolge tagtäglich befördern, und für eine Stadt Nürnberg, die die nötigen Mittel bereitstellte und voller Stolz auf ihre erfolgreiche Trägerin der beruflichen Weiterbildung blickt.
Dies soll vor allem gelten für die zehntausende Frauen und Männer, die sich seit 1910, oft auch berufsbegleitend, das heißt an langen Abenden, über die RDF den „Sternen“ nähern wollten. Viele von ihnen stiegen, wie wir wissen, auch in hohe Führungspositionen auf.
Ein bedauernswerter „Mangel“ bleibt allerdings zu vermerken. In einer Zeit voller Emanzipationsbestrebungen, Gender-Mainsteam und Gleichstellungsgesetz blieb der RDF die geschlechtliche Heterogenität weitgehend versagt. Während sich im Kollegium der weibliche Anteil kräftig entwickelte, muss man in den meisten Klassen der RDF Frauen mit der Lupe suchen. Wo bleibt der Angriff der Frauen auf die Welt der Technik?
Wer je am Abend in der 16ten Unterrichtsstunde des RDF-Tags, also gegen 21 Uhr die Studierenden nach einem langen Arbeitstag mit nur mühsam aufrecht erhaltener Wachheit erlebt hat, der gewinnt größte Achtung vor den Lernleistungen dieser Menschen und weiß, warum die auch über hundert Jahre alte Forderung nach Gleichstellung von beruflicher und allgemeiner Bildung ihre Berechtigung nie verloren hat.
So schreitet also die „Rudolf-Diesel-Fachschule für Techniker“ als wichtiger Teil der Bildungsgeschichte der Stadt Nürnberg in ihr zweites Jahrhundert. Sie blickt zurück auf ihre Entstehung im Deutschen Kaiserreich, auf die bewegten Zeiten des letzten Jahrhunderts und die neuen Entwicklungen der letzten Jahre.
Egal, welche politischen und gesellschaftlichen Stürme über sie hinweg gingen, sie hat über 100 Jahre die Fahne der beruflichen Weiterbildung und des Aufstiegs für die Werktätigen hoch gehalten. So möge auch weiterhin gelten: Per aspera ad astra!
Das vollständige Buch können Sie Sich hier als PDF herunterladen.